Bericht: Neujahrsapéro/Neuzuzüger - 08.01.2025
Bericht von LukasMan stelle sich einen milden Januardunst vor, der sich kurz vor sechs Uhr abends über den Kronenmattsaal legt – dieselbe diffuse Beleuchtung, in der alle guten Neujahrsvorsätze erfahrungsgemäss verdampfen. Drinnen rückt das Akkordeon‑Orchester Binningen‑Bottmingen die Stuhlreihen hinter dem Stand zurecht, während sich auf dem Tisch ein buntes Stillleben aus Flyern türmt: links die Einladung, bei uns den Balg zu schwingen, rechts das Hochglanzlächeln des «Singtank»‑Chors, dazwischen die bunten Prospekte des Musikgartens. Wären Tapferkeit und Tesafilm olympische Disziplinen – wir hätten Gold geholt.
Punkt 18 Uhr nimmt die Gemeinde das Publikum in ihre fürsorglich‑pädagogische Umarmung. Es geht um Abfallregime, Schulhäuser und die beruhigende Botschaft, dass in Binningen grundsätzlich alles «nur fünf Fahrradminuten» entfernt liege – ein Radius, der im praktischen Alltag dem Eventhorizont eines Schwarzen Lochs gleicht. Wir lauschen höflich, ziehen die ersten Akkordeons aber nur ganz leise zum Aufwärmen auseinander. Man will ja niemanden erschrecken, noch nicht.
Dann, endlich, kommt die entscheidende Durchsage: «Der Apéro ist eröffnet!» Mit einem Schlag pulsieren drei Lebensströme durch den Saal – Wein, Wasser und Orangensaft – und münden in die saftgetränkte Küstenlinie dreier unerschütterlichen Gugelhopfs – dem Süssen, seinem salzig‑pfeffrigen Zwilling und nach Tomate riechenden. Zwischen den Strudeln aus Krümeln und Gesprächsfetzen gleiten wir Akkordeonisten hin und her, lächeln ermutigend und stellen die ultimative Frage: «Schon mal darüber nachgedacht, selbst Musik zu machen?» Die Antworten rangieren von ehrlicher Begeisterung («Och, vielleicht!») bis zur seltenen Negativentscheidung, bei der man schon vor dem geistigen Beitritt wieder austritt. Die Bilanz ist darum mathematisch bestechend: eine Conversion‑Rate knapp unter Null – ein Zahlenspiel, das nur in Binningen und in Astrophysikseminaren vorkommt.
So rinnt die Zeit gegen neun Uhr aus wie der letzte Tropfen Wein in ein Glas, das längst niemand mehr halten wollte. Wir falten die Bälge zusammen, sammeln die Flyer‑Trümmer unseres kleinen Marketings‑Jenga ein und verabschieden uns mit jener stoischen Heiterkeit, die Akkordeonisten an den Tag legen, wenn sie wieder einmal niemanden zum Mitmachen überreden konnten. Immerhin wissen wir jetzt: Der süsse Gugelhopf ging zuerst, der salzige hielt länger – und irgendwo zwischen beiden Geschmacksrichtungen warten vielleicht die künftigen Mitglieder, die noch nicht ahnen, dass ihnen ein acht Kilo schweres Knopfwunder bestimmt ist. Bis zum nächsten Januar also, wenn wir erneut mit frischem Optimismus, neuen Flyern – und einer hoffentlich positiven Zahl – in denselben Saal einmarschieren.
Details zum Event: Neujahrsapéro/Neuzuzüger